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Selleris

Selleris, am rechten Unterhang des Pleißetales liegt ca. 6 km von Altenburg entfernt und zählt mit ca. 91 Einwohnern zu den kleineren Ortsteilen unserer Gemeinde. 1181 findet Selleris als "Zeldors" seine erste urkundliche Erwähnung im Zehntenregister des Klosters Bosau.

Um 1336 wird der Ortsname "Selderez" bzw. "Seldrus" geschrieben.

Man hat im Jahre 1880 insgesamt 24 Häuser gezählt, worunter sich nur 3 Bauerngüter und eine Mühle befanden. Die im Sprottenwinkel (Straße nach Saara) gelegenen Häuser heißen "Kleinselleris".

In Kleinselleris befindet sich heute die Kleingartenanlage "Tiergarten", die als Verein betrieben wird. Am 16. Oktober 1998 erfolgte die Übergabe der wieder neu erbauten Sprottenbrücke von Saara nach Selleris.

Geprägt wird Selleris von einer Vielzahl neu gestalteten Fachwerkhäusern und errichteten Einfamilienhäusern.

Als eine der beiden letzten größeren Baumaßnahmen wurde die Mittelstraße im Ort gebaut, die viele Jahre zum Ärgernis der Anwohner zählte. Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine kleine Freizeitecke für Groß und Klein geschaffen. Im Jahr 2010 wurde dann die Ortsdurchfahrt in Sellerid komplett erneuert.

 

Geschichtliches zu Selleris

Um 1548 gehören 2 Mann zum Vorwerk Gardschütz und 5 Mann zum Nonnenkloster nach Altenburg zu den Erbgerichten, später alle dem Amt nach Altenburg.

Zur Flut gehörten damals 14 Hufen.

Selleris hatte damals auch schon einen eigenen Dorfrichter. Doch die Bewohner gehen nach Saara zu des Amtes richten. Das Dorf leidet gar oft unter Überschwemmungen, so wurde 1771 sogar ein Haus von den Fluten weggerissen. Auch ist hier im Dorf eine Mahlmühle, die urkundlich schon 1445 erstmalig genannt wird.

In einem der Häuser von Kleinselleris vergiftete der Handarbeiter Melchior Kluge am 7. Januar 1827, auf Antrieb seiner Stiefmutter, seine Ehefrau. Die Tat blieb verschwiegen bis ins Jahr 1834. Die Mutter, von Gewissensbissen beunruhigt, legt ein Geständnis an Klugens zweite Frau ab, worauf Anzeige davon gemacht wird und nach langem peinlichen Prozess die beiden Missetäter 1837 zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt wurden, welche sie auf der Leuchtenburg verbüßten.

Am Tage Vitti (15. Juni) 1580 ist das Dorf Selleris bis auf die Mühle abgebrannt, berichtet uns Tauchwitz (Bd. A). Dazu meldet die Altenburger Amtsrechnung vom Jahre 1580: es wurden aus dem erlittenen Brandschaden der Gemeinde 20 Scheffel Zinßgetreide für ein Jahr gestundet.

Die Altenburger Forstrechnung von der Leinawaldung meldet 1582, dass die armen abgebrannten Leute von Selleris Bauholz unentgeltlich aus dem Oberteil der Leina bekamen. Dabei werden genannt: Georg Keeler, Bernhard Heim, Thomas Fritzsche, Blasius Kuntzsche und Caspar Ziebart.

Um die Zeit 1580 waren hier 4 Anspanngüter, 3 Hintersassen (von dem veralteten Wort Saß = ein Besitzer, Einwohner, ein Nachkomme, Nachkömmling), ein Häuslein auf der Gemeinde und der Hutmann; auf der Mühle war damals ein Mietmüller und wohnte damals als Hausgenosse ein Zimmermann hier auf der Mühle. Zusammen wohnten hier etwa 70 Personen.

Um 1733 waren hier 4 Anspanngüter, nur 2 Handgüter, aber etwa 10 Häusler. An Berufen waren hier vertreten: Bauern, Handbauern, Müller, Tagelöhner, Maurer, Hausschlächter, Spielmann.

Von den großen Unwettern am 29. und 30. Mai 1771 ist noch zu berichten, dass Michael Prehls Haus dergestalt beschädigt wurde, das selbiges dann eingefallen ist, von seinen Mobilen ist sehr wenig gerettet worden. Er selbst hat sich beim Einsturz seines Hauses im Hemde retten müssen, sein Eheweib aber ist beim Einsturz des Hauses von einem Balken und der Esse getroffen worden und im Strome hat er zwei Kinder eingebüßt, wobei bei ihm auch ein Knabe von 9 Jahren an einem Beine hart beschädigt wurde. Sein ganzer Schaden den er leicht schätzt auf 150 Gülden, auch ist er nicht im Stande, das Haus neu aufzubauen, da er unvermögend ist.

An Bränden ist außer dem großen Dorfbrand 1580 noch bekannt: vor 1542 ein Brand, am 19.8.1781, am 12.12.1785, am 6.3.1825 brannte hier Melchior Quaasens Gut ab, am 27.9.1936 brannte die Bäckerei vollständig nieder, sie war von den Lehrjungen angebrannt worden.

Vom Jahre 1830 wird über Selleris berichtet: hier sind 4 Anspanngüter, 1 Handgut, 15 bloße Häuser, 20 Häuser insgesamt, 115 Seelen leben hier, 9 Pferde werden gehalten und das Gemeindehaus.

Um 1876 wurde die Mahlmühle neu erbaut, diese war mit Wasserkraft von 2 m Gefälle, 1 Dampfmaschine von 12 Pferdestärken, 1 Kessel mit 10 Atmosphären abgestempelt, Verquetschwalze, Weizengriessortierzylinder und komplette Reinigungsapparate errichtet worden. Diese Mühle wurde im April dann versteigert.

Am 26.5.1891 ertrank im Mühlgraben hier die 3 Jahre alte Tochter Martha Hausotte des Handarbeiters Oskar Hausotte. Am 11. Juli 1895 ertrank beim Baden in der Sprotte der 19jährige Dienstknecht Arno Kahnt aus Selleris.

Quelle: Nachlass von Kuno Apel


Brückenbau über die Sprotte zwischen Saara und Selleris

- Ein geschichtlicher Rückblick -

Ein Neuaufbau der Brücke, vormals also die Holzbrücke, wurde 1718 vollzogen. Es handelte sich um eine Wölbbrücke, wie schon das schriftliche Dokument der Bauarbeiter aussagt.

Bei der Wiederaufbauung gab es einige Irrungen hinsichtlich der Zahlungen.

Im Text aus den Gemeindeakten heißt es dazu:

„Im Jahr 1852, nach 134 Jahren war nun der Zustand der Brücke nicht mehr ausreichend, die Kiesdecke war ausgefahren, Steine ausgebrochen usw.

So hatte sich im Mai 1852 auf der schadhaften Sprottenbrücke ein Unfall des Fuhrmannes Melchior Müller aus Burkersdorf wie folgt zugetragen:

Heute Vormittag erscheint in hiesiger Bauamtexpedition der Fuhrmann Melchior Müller aus Burkersdorf und bringt an:

Die Brücke über die Sprotte zwischen Selleris und Saara, welche der Staatsfiskus zu unterhalten hat, hat teilweise keine ausreichende Sicherung mehr indem die Brüstungsmauer fast gänzlich abgebrochen ist.

Am 13. des Monats ist nun deshalb auch von jener Brücke ein Pferd in die Brücke gestürzt, indem dasselbe durch die Deichsel in Folge der bedeutenden Unebenheiten der Fahrbahn einen Schlag bekam, so dass es über die ganz unzureichende Brüstung hinabgeschleudert wurde.

Ich habe das Pferd mit Hülfe einer Anzahl Leute, welche ich herbei holte, glücklich gerettet, habe aber den dabei 3 Stunden mithelfenden 20 Personen, pro Mann 8 ngr. bezahlen müssen und auch das Pferd stehet nunmehro schon bis heute im Stall, ohne dass ich es gebrauchen kann.

Ich bitte daher die gedachte Brücke zu reparieren und mir eine angemessene Entschädigung dafür, wenigstens der Betrag der Hälfte des ausgegebenen Lohnes zufließen möge, aus Herzogl. Bauamt, deshalb dieses mein Gesuch bei Herzogl. Finanzkollegium vorstellig machen wolle.

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben, und so mit geführten Grund Melchior Müller“


Die von den ehrbietig Unterzeichneten angestellten Erörterung haben jedoch ergeben, dass das Müllersche Pferd nach einem am Ufer der Sprotte neben der Brücke stehender Busch gelangt und dabei auch das andere vorwiegend etwas scheu gewordene Pferd über die allerdings defekte nur sehr niedrige Brüstungsmauer gedrängt worden sei, und dass M. Müller einen Lohn für Beihilfe beim Retten des Pferdes nicht gezahlt habe, auch ihm solcher nicht abgefordert worden sei.

Dagegen ist aber die Reparatur der Fraglichen Brücke unumgänglich nötig und zwar nicht allein der Brüstungsmauern derselben, sondern auch insbesondere der Gewölbe-Widerlager sowie der Flügelmauern.

Auf der Brüstung nämlich fehlen 24 Decksteine und sind teilweise zu erhöhen, an den Widerlagerecken sind alle 4 Ecken mangelhaft, teilweise gänzlich ausgewaschen und den Einsturz befürchten lassen.

Anfrage an das Herzogliche Sächs. Hohe Ministerium Abt. Finanzen zu Altenburg

...wegen der Unterhaltungspflicht hinsichtlich der zwischen Saara und Selleris gelegenen Sprottenbrücke betr.

...die Pflicht, die Sprottenbrücke in Bau und Besserung zu halten liegt dem Fiskus ab.

Für diese dem Fiskus übernommenen Last wurde dieselbe laut eines Vertrages vom 16. Juli 1718 durch eine Kapitalzahlung von 120 fl. entschädigt, die zu 2/3 von der Saaraischen Kirchfahrt, zu 1/3 vom Müller in Saara geleistet worden ist. Die letzte oder auch die bauamtlichen Akten überhaupt einzig vorgekommene Reparatur fällt ins Jahr 1852 und sind die bezüglichen Kosten laut Beschlusses des ehemaligen Herzogl. Finanzkollegiums vom 2. August 1852 vom Fiskus übernommen wurde, wie das Alles aus dem gehorsamst beigelegten Aktenstücke hervor geht. Ehrerbietigst 6. Jan. 1868

1875 stand wieder eine größere Reparatur im Raum, der Aufwand für die diesjährige Reparatur an der Sprottenbrücke beträgt 157 Mark und 65 Pfg.
Altenburg, den 3. Sept. 1875

Wegen der nun anhäufenden Reparaturen wurde bereits über einen Neubau einer Sprottenbrücke nachgedacht und 1885 lagen schon die ersten Kostenangebote vor.

Am 16. Juli 1885 wurde der Vertrag für die neue Brücke zwischen dem herzogl. Sächsischen Bauamt zu Altenburg O. Voretzsch und dem Baumeister Gustav Frenzel besiegelt.

Im Vorfeld mussten nun noch einige Dinge mit den Anreinern geregelt werden, so fanden diese sich im Gasthof zu Saara ein, um über eine entsprechende Entschädigung zu verhandeln.

Infolge der Einstellung des Wasserbetriebes sah sich nun der Müller J. Gerth aus Selleris genötigt, seine vorhandene Dampfmaschine in Betrieb zu nehmen, nach zähen Verhandlungen einigte man sich schließlich auf eine ihm täglich zustehende nicht unerhebliche Summe.

Der Zimmermeister Jähnig aus Gößnitz fertigte die Interimsbrücke über die Sprotte, diese wurde am 20. Juli 1885 fertig gestellt und konnte den Verkehr übernehmen. Dem Abriss der alten steinernen 5 m breiten Brücke stand nun nichts mehr im Wege.

Die Brüstungsmauer und ein Teil der Widerlager, sowie Flügelmauern hatte so zu erfolgen, dass der Wasserlauf an der Brücke die Stauhöhe der Sprotte in keinsterweise beeinträchtigte. Alle Arbeiten wurden mit bester Technik und Materialien getätigt. Brauchbare Materialien wurden wiederverwertet. Sandquader kamen aus Podelwitz, verarbeitet wurde Altenburger Graukalk und Gößnitzer Zement I Qal.

Die Tragekonstruktion der neuen Brücke besteht aus einem eisernen Überbau von 11,12 m Stützweite, den die Königin-Marienhütte Cinsdorf fertigte und per Bahn kommen ließ.

Die Fahrbahnbreite betrug 4,70 m, ein Eisenrahmen wurde mit Klarschlag ausgefüllt und eine 6 cm starke Kalkbetonschicht aufgebracht.

Eigentümer und Träger der Unterhaltungskosten sind das Land Thüringen und die Gemeinde Saara (nachweislich 1933).

Am 22. Oktober erfolgte die Abnahme der Brücke. Die Kosten beliefen sich auf 12031 Mark und 39 Pfennig.

Der Kredit von 12700 Mark konnte auf 668 Mk und 61 Pf unterschritten werden.

Der Vorlegebogen zum Rechnungsabschluss hatte folgendenWortlaut:

„Womit meinem Herzogl. Hohen Ministerium Abtlg. Finanzen hier die von Herzogl. Bauamt aufgestellte und vom Herzogl. Steuer und Rentamte geprüfte und vorkommte Berechnung der im Jahre 1885 stattgefunden Ausgaben für den, unter schwierigsten Verhältnissen hergestelltem und staatsfistralischen Sprottenbrücke zwischen Saara und Selleris, zur hohen Autorisation zur Fertigstellung der verausgabten Beträge mit dem ergebensten Bemerken überreicht wird, daß sich hierbei folgendes Resultat herausstellt:

Gesamtcredit: 12700 Mark
Gesamtausgabe: 12031 Mark & 39 Pf.
Mindestaufwand: 668 Mk. 61 Pf.

Einer weiterm Hohen Verfügung sieht mit größter Ehrerbietung entgegen.

Altenburg vom 8. Dezember 1885
Herzogl. S. Bauamt"

Hinweis der Redaktion: Ende der 90er Jahre machte es sich erforderlich, die Brücke erneut komplett neu aufzubauen. Beim Abriss der Brücke wurden durch die Bauarbeiter alte Unterlagen vom letzten Bau der Brücke gefunden. Diese wurden der Gemeinde Saara zur Verfügung gestellt. Die Brücke ist nunmehr für eine Belastung von 30 t ausgelegt.

 

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